Ladungssicherung im Kleintransporter – 3G Logistiktag
Zusammenfassung der wichtigsten Informationen, Vorträge, Videos, Bilder der Fachtagung
Themen:
- Ladungssicherung im Kleintransporter
- Optimale technische Ausrüstung/Beschaffenheit des Kleintransporters
- Rechtliche Vorschriften und Regeln, die zu beachten sind
Vorschriften, Regeln, Recht
Definition Kleintransporter
Kleintransporter sind äußerst beliebt und werden vor allem von Handwerkern, Kleinunternehmern und besonders von Kurier-Express-Paket-Diensten (KEP) genutzt.
Ladungssicherung im Kleintransporter: Welche Richtlinien gelten?
Die Grundsätze der Ladungssicherung gelten auch für Kleintransporter, sodass die Ladung genauso wie beim Lkw verkehrssicher sein muss. Da die VDI-Richtlinie, Blatt 16, auf Transporter bis 7,5 t zGM ausgerichtet ist, fallen darunter auch Kleintransporter mit den Gewichtsklassen bis 3,5 t. Daher greifen auch hier die Bestimmungen der VDI.
„Für Kofferfahrzeuge mit einer zGM bis 3,5 t und für sonstige Nutzfahrzeuge sind die Aufbaufestigkeiten derzeit normativ nicht geregelt. Bezüglich der Ladungssicherung ist der Stand der Technik zu berücksichtigen.“
Welche Aufbauarten gibt es beim Kleintransporter?
Auch beim Kleintransporter gibt es verschiedene Aufbauarten. Wichtig ist hierbei vor allem bei welchen Aufbauarten Zurrpunkte und Stirnwandfestigkeit vom Hersteller angegeben werden müssen, da dies nicht bei allen Modellen Pflicht ist. Die Ladungssicherung beim Kleintransporter stellt die Verantwortlichen hier vor Herausforderungen.
- Pritschenwagen
Fahrerhaus und Ladefläche sind baulich getrennt. Die Zurrpunkte müssen gekennzeichnet sein. Allerdings wird die Festigkeit der Stirnwand vom Hersteller in der Regel nicht angegeben, da er kein Zertifikat an die Hand gibt. Die Festigkeit muss mindestens 400 daN betragen.
- Kastenwagen
Fahrerhaus und Laderaum bilden baulich eine Einheit. Die Rückhalteeinrichtung muss die Hälfte der Nutzlast halten, mindestens jedoch 300 daN. Die Zurrpunkte müssen beim Kastenwagen nicht gekennzeichnet sein.
- Kofferaufbau
Ein Kofferaufbau ist ein Fahrzeugaufbau mit festen Wänden in der Form eines geschlossenen Kastens. Fahrerhaus und Aufbau sind baulich getrennt. Es gibt bei diesem Fahrzeugtyp keine Aufbaunorm und auch die Zurrpunkte müssen nicht gekennzeichnet sein.
Der Kofferaufbau nimmt in der Ladungssicherung allerdings keine Sonderstellung ein. Somit unterliegt er den allgemeinen Grundsätzen.
Wie belastbar ist der Aufbau?
Es gibt zahlreiche An- und Einbauten beim Kleintransporter wie Regalsysteme, Schutzgitter und Leiteraufsätze, Reffs und A-Böcke, Dachträger oder auch Verzurrsysteme.
Folgende Grundsätze sind bei Ein- und Anbauten zu beachten:
- Kräfte aus fahrdynamischen Vorgängen müssen aufgenommen werden können
- An- oder Einbau nach Herstellervorgaben
- Überprüfung der Eignung für das jeweilige Fahrzeug
- Überprüfung der Eignung für den Transportzweck
- Beachtung der Bedienanleitungen
- Kennzeichnung empfohlen
Wenn Sie mehr über diese Themen erfahren möchten, informieren Sie sich auf unserer Webseite über die nächsten geplanten Logistiktage. Sie können uns Ihre Themenanregungen für künftige Fachtagungen auch gerne über unser Kontaktformular senden.
Aufbaufestigkeit und Festigkeit von zusätzlichen Zurrpunkten
Fahrzeugfestigkeit
Die Nutzer von Kleintransportern benötigen Laderaumsysteme, die es ermöglichen, die Ladung zu transportieren, zu verstauen und zu sichern. Die meisten Fahrzeuge sind für diese Eigenschaften bei Kauf jedoch noch nicht geeignet und müssen entsprechend nachgerüstet werden. Die Fahrzeugfestigkeit ist wichtig für die Krafteinleitung von Befestigungen wie Regalsysteme und von Zurrmöglichkeiten wie Zurrpunkten oder Zurrleisten. Dabei muss die statische und dynamische Krafteinleitung sowie die Dauerfestigkeit beachtet werden. Die Herstellerangaben geben meist nur wenige Informationen über die zulässigen Anbindungspunkte, Anbindungstechniken und vorhandene Punkte an die Hand. Viele greifen daher auf den Eigenbau zurück. Die negativen Folgen eines unprofessionellen Einbaus können Sie in diesem Video sehen. Daher ist es immer besser auf professionelle Lösungen, zurückzugreifen.
Erkenntnisse zur Fahrzeugfestigkeit:
- es gibt keine gesetzlichen Vorgaben
- Automobil-Hersteller geben wenig Informationen
- es gibt keine vorbereiteten, belastbaren Befestigungspunkte
- es gibt keine Befestigungs-Standards
- individuelle Befestigungssysteme können entwickelt und eingesetzt werden
- die Befestigungen müssen nach „eigenen“ Standards geprüft werden
- es kann nicht jede individuelle Anwendungsvariante abgesichert werden -> Rückführung auf „Firmenstandards“
Zusätzliche Zurrpunkte in einen Kleintransporter einbauen
Häufig können Zurrpunkte der Fahrzeughersteller nicht genutzt werden, da sie beispielsweise zu weit entfernt von der Ladung oder voneinander sitzen. In solchen Fällen müssen zusätzliche Zurrpunkte eingebaut werden. Beim Einbau von diesen sollten Sie folgendes beachten:
- Sie sollten nicht an der Original Struktur angebunden sein.
- Sie können häufig nicht durchgebohrt werden.
- Die Zurrkräfte nach DIN 27956 werden oft nicht erreicht.
- Das Trägermaterial muss Kräfte aufnehmen können.
Wenn Sie mehr über diese Themen erfahren möchten, informieren Sie sich über unsere nächsten Logistiktage. Auf unserer Webseite finden Sie die Termine für zukünftige Fachtagungen. Professionelle Produktlösungen Sie zum Beispiel im LasiProfi Onlineshop.
Ladegutsicherung aus der Sicht der Technik
Massenkräfte, die auf Kleintransporter wirken
zGM ≤ 2,0 t | zGM > 2,0 t
zGM ≤ 3,5 t |
zGM > 3,5 t
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Massenkräfte in Fahrtrichtung | 0,9 G | 0,8 G | 0,8 G |
Massenkräfte entgegen der Fahrtrichtung | 0,5 G | 0,5 G | 0,5 G |
Massenkräfte zur Seite | 0,7 G | 0,6 G | 0,5G |
Achslastverteilung
Der Lastverteilungsplan gehört zum Fahrzeug und sollte beim Fahrzeugkauf bzw. vom Fahrzeughersteller oder Aufbauhersteller mitgeliefert bzw. angefordert werden.
Welche Auswirkungen ergeben sich aus einer nicht korrekten Achslastverteilung bzw. beim Verrutschen der Ladung?
- Fahrzeugschwerpunkt verändert sich
- Fahreigenschaften werden massiv beeinträchtigt
- Bremsweg verlängert sich
- Elektronische Assistenzsysteme arbeiten eingeschränkt
- Antriebsräder neigen zum Durchdrehen
Das Fahrzeug wird unbeherrschbar und das Unfallrisiko steigt. In den Unfallstatistiken tauchen diese Unfälle in der Regel nie auf. Unfallgründe sind zumeist überhöhte Geschwindigkeit oder
fehlender Abstand.
Loch-, Zurr- und Ankerschienensysteme
Zurrschienen dienen der Aufnahme von Zug- und Schubkräften. Es handelt sich um Profile mit einer Lang- und Rundloch- oder Stäbchenrasterung bzw. um spezielle Airline-Schienen. Sie dienen der Aufnahme der jeweils zu dem System zugehörigen Hilfsmittel, z. B. Zurrgurte, Zurrnetze, Keile oder Klötze, Sperrstangen, Trennwände, Trennnetze, Trenngitter und Verankerungen für Rollcontainer. Die Schienen können in der Ladefläche, am Dach und/oder an den Seitenwänden angebracht werden. Sie müssen in der Lage sein, die Kräfte, die sich aus den fahrdynamischen Zuständen ergeben, ohne bleibende Verformung und ohne Schäden am Fahrzeug aufzunehmen. Die Belastbarkeit ist der Betriebsanleitung zu entnehmen. Die Schienen können ab Werk durch den Fahrzeughersteller oder nachträglich von Fahrzeugausrüstern bzw. anderen Fachwerkstätten eingebaut werden. Dabei sind die Montageanleitung des Herstellers und die Aufbaurichtlinien des Fahrzeugherstellers zu beachten. Unzureichend befestigte, bzw. nicht speziell für den Fahrzeugeinbau konzipierte
Schienen sind ungeeignet.
Unterschiede bei der Kraftverteilung von Zurrpunkten und Airlineschienen
Bei Zurrpunkten wirkt die komplette Kraft (STF) beim Niederzurren auf den Zurrpunkt, während sich bei der Airlineschiene die Kräfte auf mehrere Befestigungspunkte verteilen. Eine Befestigung alle 75mm ist daher bei Zurrschienen empfehlenswert.
Was sollte bei der Auswahl der Schienen beachtet werden?
- auf Normen und Prüfnormen achten (die Angabe einer Bruchkraft/Mindestbruchkraft ist oft unzureichend).
- auf die Befestigungsempfehlung achten
- Setzen Sie nur zertifizierte und aufeinander abgestimmte Produkte ein.
- Im Zweifelsfall beim Aufbauhersteller oder beim Hersteller nachfragen.
- Der Einbauer/Aufbauer übernimmt die Verantwortung.
Informieren Sie sich über geeignete Produkte für die Ladungssicherung im lasiprofi Onlineshop.
Transport von Zeitungspaketen in Kleintransportern
Wie müssen Zeitungspakete in Kleintransportern gesichert werden?
Lose Zeitungspakete
- Was passiert bei einer Vollbremsung/Ausweichmanöver?
- Wird die Fahrstabilität des Fahrzeuges beeinflusst bzw. kann es zu kritischen Situationen kommen?
- Müssen die losen Zeitungspakete mit einem Netz gesichert werden?
Palettierte Zeitungspakete
- Wie muss eine Palette verpackt werden, damit sie eine transportfähige Ladeeinheit bildet?
- Wie verhält sich eine gesicherte Palette mit Zeitungspaketen bei einer Vollbremsung/Ausweichmanöver?
Beobachtungen aus dem Alltag der Zeitungsauslieferung
Technische Mängel
- Ungesicherte Paletten im Verteilfahrzeug
- Kleintransporter ohne Trennwand
- Überladene Fahrzeuge
- Zeitungspakete auf dem Beifahrersitz
- Nicht eingesetzte Trennnetze im Pkw-Kombi
Organisatorische Mängel
- Keine Anforderungen an die Verteilfahrzeuge
- Keine Anweisungen für die richtige Beladung/Ladungssicherung
- Keine Kontrollen (Checklisten) vor der Ausfahrt
Rechtslage: Wer ist in der Pflicht?
Wer als Inhaber / Vertreter eines Betriebes fahrlässig die Aufsichtsmaßnahmen unterlässt, um im Betrieb ordnungswidriges oder strafbares Verhalten zu verhindern, begeht selbst eine Ordnungswidrigkeit. Der Unternehmer ist in der Organisationspflicht: Zuwiderhandlungen werden mit Geldbußen geahndet (Urteil des OLG Celle, Az: 322 Ss 39/07 vom 28.02.2007).
Fahrversuch 1 mit losen Zeitungspaketen und Formschluss
Das Fahrzeug wurde mit 900 kg losen Zeitungspaketen gleichmäßig mit Formschluss nach allen Seiten beladen und ein Fahrmanöver mit ungebremstem Spurwechsel mit anschließender Vollbremsung aus 50 km/h durchgeführt.
Ergebnis:
Pakete blieben liegen bzw. veränderten nur geringfügig die Lage. Ein zusätzliches Netz über den Paketen war nicht erforderlich.
✓ Fahrversuch bestanden
Fahrversuch 2 mit losen Zeitungspaketen ohne Formschluss
Die Zeitungspakete verrutschten während der Fahrt in die Lücken. Die Empfehlung an den Fahrer lautet, die Lücken vor Weideranfahrt mit Paketen zu verschließen.
✓ Fahrversuch bestanden
Ergebnis:
- Die Ladung blieb insgesamt stabil
- Fahrstabilität des Transporters wurde nicht negativ beeinflusst
- Keine Gefährdung Dritter oder der Insassen des Fahrzeuges
- Keine zusätzliche Ladungssicherung, z.B. durch ein Zurrnetz erforderlich
Anforderungen an das Fahrzeug
- Zulässiges Gesamtgewicht darf nicht überschritten werden
- Insassen müssen bei einer Vollbremsung vor der Ladung geschützt sein (Trennwand)
Anforderungen an die Ladungssicherung
- Laderaum sauber und besenrein
- Zeitungspakete beim Beladevorgang gleichmäßig über die gesamte Ladefläche formschlüssig verteilen
- Während der Auslieferungsfahrt entstehende Lücken mit Paketen wieder schließen
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Interview mit der Zeitschrift logistra
Zur Premiere des Logistiktags steht (stand) gleich das Thema „Ladungssicherung im Kleintransporter“ auf der Agenda. Aus gutem Grund respektive akutem Anlass?
Im Bereich der schweren Nutzfahrzeuge wird schon relativ viel im Ladungssicherungssektor unternommen. Hier erstellt u. a. unser Haus Verladeempfehlungen und führt Ladeeinheitenprüfungen durch. Die Fahrzeugklasse der Kleintransporter (Sprinter-Klasse) ist von Fahrleistungen und Massekräften eher dem PKW als dem schweren LKW zuzuordnen. Die gefahrenen Geschwindigkeiten sind hier deutlich höher und somit hat das Ladegut beim Bremsen eine höhere Bewegungsenergie und eine größere Zerstörungskraft. Weiterhin ist der Faktor Zeitdruck ein Kriterium – und da Ladungssicherung auch etwas Zeit in Anspruch nimmt, wird nicht so oft das Augenmerk auf diese gelegt.
Weiterhin ist deutlicher hervorzuheben, dass in der Sprinter-Klasse andere Beschleunigungswerte für die Sicherung von Waren zugrunde gelegt werden müssen.
Um auch für Unternehmen, die hauptsächlich Sprinter-Fuhrparks besitzen, den gleichen Service bieten zu können wie den klassischen Speditionen und somit auch hier mehr Verkehrssicherheit zu erlangen, steht der erste 3G – Logistiktag im Zeichen der Ladungssicherung für Kleintransporter.
Was sind nach Ihren Erfahrungen die Hauptfehler oder Versäumnisse bei der LaSi, speziell im Transporter?
Ein großes Thema ist in diesem Bereich die mangelnde Ausrüstung, sowohl an LaSi-Equipment als auch an LaSi-Möglichkeiten im Fahrzeug. Viele Fahrzeuge besitzen nicht genug oder zu schwach dimensionierte Zurrpunkte. Auch werden zusätzlich angebrachte Zurrpunkte oft nicht an die vorgesehenen Stellen im Fahrzeug montiert oder man erhält bei älteren Fahrzeugen von den Herstellern keine Auskunft.
Eine weitere Problematik ist die nicht so häufige bzw. unregelmäßige Schulung im Bereich der Ladungssicherung. Die Fahrer der Sprinter-Klasse, in welcher die Fahrzeuge oft unter 3,5to. Gesamtgewicht liegen, benötigen keine BKF-Ausbildung und erhalten somit oft auch nicht das wichtige Modul der Ladungssicherung. Hierdurch entsteht die Situation, dass die Ladung oft nicht dicht gestaut ist und somit kein Formschluss hergestellt ist.
Auch ist die Problematik der Lastverteilung beim Transport von Teilladungen bei Sprinter-Fahrzeugen ein großes Thema, da bei hergestelltem Formschluss an der Stirnwand oft die Vorderachse überladen wird.
Dass man alle Transporter-Nutzer in Schulungen bekommt, dürfte unrealistisch sein. Gibt es eine einfache Faustformel, an der sich ein Fahrer beim Sichern seiner Fracht orientieren kann?
Die oft erwartete oder gewünschte Faustformel ist auch in diesem Fall nicht so einfach. Der Geltungsbereich dieser Formel müsste so stark eingrenzt werden, dass dann nicht mehr von einer allgemeinen Faustformel gesprochen werden kann.
Relativ einfach umzusetzende Hinweise für eine gefahrenfreie Sicherung im Fahrzeug können aber die möglichst formschlüssige Verladung, die Verwendung von Antirutschmatten mit hohem Reibwert > 0,8 sowie das Sichern mit Netzen sein.
Viele Unfälle durch Kleintransporter
Wichtigkeit der Ladungssicherung im Kleintransporter
Auf Deutschlands Straßen fahren ca. 1,8 Millionen Kleintransporter. Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht von unter 3,5t sind aber auch immer öfters an Unfällen beteiligt und das obwohl ihr Anteil gemessen an allen Verkehrsteilnehmern nicht höher ist. Aus diesem Grund veranstaltet der Verein „Königsberger Ladungssicherungskreis“ (KLSK) eine zweitägige Tagung mit rund 100 Teilnehmern, u.a. Polizisten, Versicherer und Techniker. Dieses Treffen soll zu einer Sensibilisierung für das Thema Ladungssicherung im Kleintransporter bei den verantwortlichen Unternehmen führen. Vor allem bei kleinen Betrieben kommt es häufiger zu schweren Unfällen weil Maschinen oder Baumaterialien nicht richtig gesichert sind. Auf der Fachtagung informierten Experten der Ladungssicherung durch Vorträge und praktische Tipps. Es wurden Hilfsmittel der Ladungssicherung und Modulsysteme für Kleintransporter vorgestellt. Den gesamten Zeitungsartikel aus der Zeitung Main-Echo können Sie hier lesen.